Dienstag, 8. November 2016

Zwischenzeit


Der erste Schnee fällt. Die Luft sticht auf der Haut. Kälte dringt ein, wo es warm sein sollte. Die Landschaft kann sich noch nicht entscheiden, ob sie das Kleid des Herbstes oder des Winters tragen soll. Eine launische Dame, die vor dem Spiegel posiert und testet, was ihr am besten steht. Für Winter ist es noch zu früh, für Herbst ist es zu kalt. Die Weihnachtsbeleuchtungen und -dekorationen sind erst in Kaufhäusern auszumachen. Die Strassen und Häuser sind noch vorwiegend dunkel und kalt. Last Christmas lauert bereits hinter der nächsten Ecke und die kommende Weihnacht ist auch nicht mehr weit. Momentan entscheiden ein paar Grad zwischen Schnee und Regen, zwischen weisser Pracht und kalter Nässe. Man beginnt, den Mantelkragen hochzuklappen und die Hände tief in die Taschen zu stecken. Der Schritt wird etwas schneller als normal und man vermeidet es, länger draussen zu sein als nötig. Zuhause richtet man sich darauf ein, dass man nun den grössten Teil der Zeit in seinen eigenen vier Wänden verbringen wird. Die Welt draussen ist zu kalt und zu dunkel um sich raus zu wagen. Man räumt ein bisschen auf, zündet Kerzen an und sucht sich eine geeignete Beschäftigung. Warme Getränke, bequeme Kleider und schwere Musik haben Hochkonjunktur. Es bleibt nicht sonderlich viel zu tun. Wenn man clever ist, bereitet man sich bereits auf die Festtage vor um sich später etwas Stress zu ersparen. Man kann sich betrinken. Besser gesagt, man hat sich selbst gegenüber die heilige Pflicht, dies zu tun. Es ist typische Zwischenzeit. Alles ist gut, solange man Zuhause ist. Zuhause und frei von Zwängen.

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